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Die alte Schmiede

Leseprobe 3 / 2

Leseprobe 3 / 1


Die Erzählung beginnt Elfriede Zachen im Frühjahr 1873 mit der Generation ihres Schwiegervaters, Wilhelm Zachen. Mit vollständigem Namen hieß dieser eigentlich August Friedrich Wilhelm Zachen, wie schon bei seinem Vater zuvor lautete der Rufnahme aber Wilhelm. Er lebte von 1852 bis 1929 in Ferchesar (bei Rathenow) im Havelland.

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Die alte Schmiede von Ferchesar im Havelland


Recht bekümmert stand der knapp zwanzigjährige Wilhelm Zachen in der Schmiede seiner Väter. Er hielt den glühenden Stahl mit der Zange auf den Amboss und schlug zu, dass die Funken stoben, immer einige Schläge auf das glühende Stück und dann pink-pink-pink auf den Amboss daneben, um die Form zu prüfen. Vielleicht zerdrückte er dabei auch hin und wieder eine Träne, hatte man doch vor wenigen Tagen seinen Vater, erst dreiundfünfzig Jahre alt, zu Grabe getragen. Alle seine Wünsche, als Geselle auf die Wanderschaft gehen zu können, wie es damals üblich war, musste er aufgeben. Wie gerne hätte auch er ein wenig Land und Leute kennengelernt. Doch, ohne zu zögern, übernahm er es, seine Mutter und die fünf Geschwister, die alle noch jünger waren, zu versorgen. - - - Außer der Schmiede gehörte noch eine Landwirtschaft zu dem Besitz. Der Acker, die Wiesen und das Vieh in den Ställen wollten zusätzlich betreut werden. Gleichzeitig erfüllte es ihn jedoch mit Stolz, einem Geschlecht anzugehören, dessen Ahnen rückverfolgbar waren bis zum Dreißigjährigen Krieg, in welchem zwar alle Kirchenbücher mit den Unterlagen zerstört worden waren, aber schon anno 1690 stand dann geschrieben: „Meister Andreas Zachen, Dorfschmidt in Ferchesar“, und jetzt schrieb man 1873. Vielleicht waren sie wirklich schon früher dort ansässig, doch das weiß keiner mehr genau.

Da stand er nun, der junge Mann, und schlug zu, bis all seine Bedrücknis von dannen flog. Die Axt, die er formte, sollte sein Meisterstück werden, und abermals würde es heißen: Das ist der Schmiedemeister Wilhelm Zachen. Alle Bauern und Büdner im Dorf würden zu ihm kommen, wenn ihre Pferde neuen Hufbeschlag brauchten, wenn Wagen und Ackergeräte hergestellt oder repariert werden mussten. Stechow, Lochow und andere Dörfer in der Nachbarschaft gehörten auch zu seinem Kundenkreis. Sein jüngerer Bruder Albert, der zwar infolge einer Erkrankung als Kind halbseitig gelähmt war, blieb ihm doch eine große Hilfe. "Muss ich die Glut nochmals anblasen, Wilhelm, oder kann ich den Blasebalg stoppen?" fragte er soeben. Wilhelm winkte ab, das Feuer in der Esse wurde kleiner und kleiner. Dann tauchte er die Zange mit dem glühenden Stück in den Eimer mit Wasser, der neben dem Amboss stand, und das Werk wurde nochmals prüfend begutachtet. Sie schienen beide zufrieden zu sein. „Feierabend“, sagte Wilhelm, „komm, lass uns reingehen!“

Obgleich das Haus der Familie Zachen ein geräumiger Fachwerkbau und der Schmiede noch vorgelagert war, die ganz am östlichen Ende des Dorfes stand, wirkte es - da es an einem Abhang lag - wie hingeduckt. Und wenn es auf diese Weise auch von den rauen Winden meistens verschont blieb, so passierte es doch, dass nach schweren Gewittern die Regenwassermassen zur Haustür hereindrangen. Deshalb war man darangegangen, eine kleine Mauer zu errichten, um solches in Zukunft zu verhüten. Ein draufgesetzter schmiedeeiserner Zaun gab dem Ganzen ein noch besseres Ansehen. Nun waren die beiden Brüder von der Hofseite her zur Küche hereingekommen, die geräumig genug war, um sich im ersten Teil derselben gründlich säubern zu können. Der eiserne Ständer barg die große Waschschüssel aus Emaille, der kleine Napf die selbstgekochte Seife, daneben hingen gleich die Handtücher. Der Fußboden, mit roten Backsteinen gepflastert, ließ das Wasser, welches bei dieser Aktion reichlich fließen musste, durch eine Senke nach draußen ablaufen. Wärme und Behaglichkeit umfing sie, die sich nun auf das Abendessen freuten ...

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© Elfriede Zachen, Bad Oldesloe 1982 – Alle Rechte vorbehalten.

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