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Leseprobe 3 / 1

Nachsatz 'Die alte Schmiede'

Leseprobe 3 / 2

Wie die Handschrift vom 'Roesgen' entstand ...

... und wie sie in der Familie bewahrt wurde, ist von Elfriede Zachen anhand von Zeitzeugnissen dokumentiert.

Verfasser der Handschrift war unzweifelhaft
Johann Friedrich Zachen,
der von 1784 bis 1841 in Ferchesar lebte.

Der Erhalt der Handschrift im Familienbesitz ist wohl vor allem zuzuschreiben:
Wilhelm Otto Emil Zachen (1864 bis 1921), der als jüngerer Bruder des 'Stammhalters' (und schon beschriebenen Schmiedemeisters Wilhelm Zachen) das Uhrmacherhandwerk erlernt hatte. Emil Zachen zog es nach seiner Ausbildung nach Hamburg, wo er später nicht nur die Meisterprüfung seines Fachs ablegte, sondern sich auch mit einem eigenen Ladengeschäft recht erfolgreich etablieren konnte.

Elfriede Zachen berichtet dazu:

.

Bald darauf kam auch der Emil nach Hause zurück, er hatte seine Lehre als Uhrmacher in Friesack beendet und nutzte die nun anfallende Freizeit, um auf dem Hausboden in alten Papieren zu stöbern. Er wusste, dass hier mancherlei lag, wofür er sich brennend interessierte. Es existierte ein kleines Manuskript, welches sein Großvater - Johann-Friedrich Zachen - höchst eigenhändig geschrieben, mit Zwirnsfäden gebunden und dort deponiert hatte. Er war Teilnehmer am Feldzug (1806) bei Jena und Auerstedt gewesen und nannte sich Huf- und Waffenschmied. Die Geschichte nun, über die in seiner Einheit viel erzählt worden war, musste ihn sehr bewegt haben. Und - nachdem er auch noch am siegreichen Feldzug 1813 teilgenommen hatte und gesund zurückgekehrt war - fühlte er sich berufen, sie niederzuschreiben, was für ihn in der damaligen Zeit eine nicht geringe Aufgabe gewesen sein dürfte.
Nun, sein Enkel, der Emil, war sich dessen voll bewusst, was der Großvater damit geleistet hatte. Begeistert studierte er die alten Schriftzüge auf dem vergilbten Schriftstück, nachdem er es in Händen hielt. Dann eilte er damit zur Mutter und fragte sie: „Darf ich dieses hier mitnehmen, wenn ich jetzt als Geselle nach Harburg gehe?“ Da die Mutter wusste, dass er es gut bewahren würde, stimmte sie zu. So nahm er es denn in seine Obhut. Er las der Mutter noch den Nachsatz vor:

Dieses ist eine wahre Geschichte
in der Schlacht bei Salfeldt
Johan . Friedrich . Zachen.
Wittenberg, den 23 ten . Märtz . Anno. 1815 .

Bei dieser Geschichte nun handelt es sich um ein verwaistes kleines Mädchen mit Namen Rösgen, das von wohlhabenden Müllersleuten aufgenommen worden war. - Ihr älterer Bruder, an den sie sich nur von den Erzählungen ihrer bald darauf verstorbenen Mutter her erinnern konnte, soll seinerzeit von durchziehenden Fahrensleuten entführt worden sein und war seitdem verschwunden. Als sich um 1806 herum französische Truppen zur Schlacht bei Jena formierten, tauchte bei den deutschen Müllersleuten nun ein französischer Offizier auf, um nach einem Kind mit Namen Rösgen zu forschen, es müsse wohl mit den Jahren zur Jungfrau herangewachsen sein.
Wie sich im Laufe der verwickelten Aufklärung herausstellte, war es dem Offizier, der sich nunmehr als Rösgens verschollen gewesener Bruder entpuppte, gelungen, seinen Entführern zu entkommen und nach Frankreich zu flüchten, wo er in Napoleons Heer gedient und auf Grund seiner vielen Tapferkeitsauszeichnungen zum Offizier befördert worden war. Alle seine Ersparnisse vertraute er darauf seiner Schwester Rösgen an.
Diese Geschichte von „Rösgen“ fand Emil nun doch so liebenswert, dass er sie an sich nahm, um in Ruhe darin lesen zu können.
Während die Mutter dabei war, seine Sachen zusammenzusuchen, schaute ihr Emil sich noch einmal Abschied nehmend um. Mit dem Milchwagen, der einmal am Tage nach Rathenow fuhr, verließ er die Geborgenheit der Heimat, um draußen sein Glück zu suchen ...

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© Elfriede Zachen, Bad Oldesloe 1982 – Alle Rechte vorbehalten.

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Anmerkung:

Die Geschichte vom 'Roesgen' selbst wird gewiss an anderer Stelle später noch einmal gesondert zu veröffentlichen sein, obwohl man ja zumindest davon ausgehen kann, dass sie unter den Kriegsteilnehmer seinerzeit in vielfältiger Form gewiss auch andere - mündliche - Überlieferungen gefunden hat. Ein Stoff für eine Hollywood-Verfilmung ist es jedenfalls allemal.
Vorausgehen wird allerdings zuvor auch noch einmal eine sorgfältige Transkription der alten deutschen Schrift.

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